Freitag, 20. Februar 2009

Traurige Nachricht

Vor einer Woche erreichte mich eine schreckliche Nachricht. Ich sah auf einer Internetseite eine Meldung von einem schweren Autounfall bei Kogalym am Abend des 2. Februar, in den ein Fahrer mit dem Namen Kechimov verwickelt war und bei dem alle Insassen ums Leben gekommen waren. Ich rief sofort bei meinen Freunden in Sibirien auf dem Handy an und erfuhr, dass Vasilij Nikitovich und sein fünfzehn Jahre alter jüngerer Sohn Nikolaj Vasilievich Kechimov im Auto saßen. Bei dem Autounfall starben noch vier weitere Chanten, die ich auch kannte. Ich kann es immer noch nicht begreifen. Die Hälfte der Familie, bei der ich die meiste Zeit des Winters verbracht habe, ist nicht mehr auf dieser Welt. Ich habe auch bei früheren Reisen erfahren, dass Tod, Gewalt und Krankheit bei den Rentierzüchtern in Sibirien viel sichtbarer und spürbarer im Alltag sind, als ich das hier gewöhnt bin. Aber, dass der Tod so unvermittelt ins Leben bricht, direkt neben mir, schockiert mich doch. Die Lebenserwartung in Russland liegt rund 10 Jahre unter dem europäischen Durchschnitt und die Lebenserwartung der Rentierzüchter ist noch einmal rund 10 Jahre niedriger als der russische Durchschnitt. Aber das ist keine Erklärung für diesen schrecklichen Unfall. Ich sehe uns noch alle zu fünft im Holzhaus der Kechimovs sitzen, höre das Lachen nach den Scherzen von Vasilij und sehe den sportlichen Kolja einen Handstand versuchen. Ich hoffe, dass ich ihnen in diesem Blog ein bescheidenes Denkmal setzen konnte.

Es wird nicht leicht werden, im März nach Sibirien zurückzukehren, um die letzten zweieinhalb Monate meiner Feldforschung dort zu verbringen.