Sonntag, 19. April 2009

Auf dem Wohnplatz der Sopochins


Zwischen dem Fest des „Tages des Rentierzüchters“ im Dorf Russkinskaja und dem in der Stadt Kogalym wohne ich im Wald bei Josif Ivanovich Sopochin, einem der wichtigsten Rentierzüchter in der Region Kogalym. Ich bin bereits bei den vorherigen Forschungsaufenthalten bei seiner Familie zu Gast gewesen und er war fast gekränkt, dass ich es im Winter nicht geschafft habe, bei ihm vorbeizuschauen. Bei jedem Aufenhalt werde ich ein wenig mehr in den Alltag der Familie integriert. Josif Ivanovich ist sehr misstrauisch gegenüber jeder Form von Medien. Sein verstorbener Vater Ivan Stepanovich war einer der wichtigsten und meistgefilmten Schamanen der Region und Josif hat deshalb schon mit Journalisten und Forschern unangenehme Erfahrungen machen müssen, die intime Detail der Familie offenbarten. So mache ich während meines Aufenthaltes überhaupt keine Fotos von der Familie von Josif Ivanovich. Umso mehr lerne ich darüber, wie die Tradition aus Josifs Sicht richtig nach außen hin dargestellt werden soll. Jeden Morgen werden die Rentiere, die in der Umgebung die Flechten unter dem Schnee suchen zum Haus getrieben.


Hier lassen sie sich freiwillig in eine Umzäunung sperren, weil sie wissen, dass sie hier von den Frauen mit Futter versorgt werden.


Mit dem Lasso gefangene Tiere werden vor die Schlitten gespannt, bekommen Markierungen des Besitzers in die Ohren geschnitten oder Jungbullen werden kastriert.



Es sind die ersten Tage, an denen die Sonne den Schnee zum Tauen bringt, und so müssen die Fellstiefel jeden Tag zum Trocknen aufgehängt werden.


Einen besonderen Augenmerk schenke ich in meiner Forschung der Bedeutung des Wegenetzes, dass sich durch die Erdölfelder grundlegend verändert hat. Heute können viele Rentierzüchter mit dem Auto von der Stadt fast bis zu ihren Wohnplätzen im Wald fahren. Früher war das nur mit dem Rentierschlitten möglich. Auch an den Autowegen finden sich die traditionellen mit der Axt angebrachten Wegmarkierungen, die auch bei schneeverwehten Wegen die Orientierung ermöglichen. Diese Art von Markierung heißt Wakem-Juch.

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