Dienstag, 18. November 2008

Rentiere





Jeden Tag ist Juri unterwegs, um die Herde zum Haus in den großen Zaun zu treiben, der den Wohnplatz umgibt. Sie sollen daran gewöhnt werden, dass man sie hier füttert und Salz lecken können. Rund 15 Tiere sind auf der anderen Seite des Flüsschens und haben sich der Herde des Nachbarn angeschlossen. Der hat sie anhand der Markierungen an den Ohren aussortiert und von seiner Herde weggetrieben. Jetzt fährt Juri fast jeden Tag dorthin und sucht sie. Bevor der Fluss nicht gefroren ist, werden sie nicht auf unsere Seite kommen. Wir bauen eine provisorische Brücke, damit man wenigstens mit dem Motorschlitten den Fluss überqueren kann. Bis jetzt musste Juri mit dem Kleinbus einen riesigen Umweg über das Erdölfeld machen und die dortige Brücke nutzen. Die Rentiere sind nur halb domestiziert. Früher ließ man sie frei weiden und lockte sie nur im Sommer mit Rauchfeuern gegen die Mücken und im Winter mit Zufütterung. Heute verhindern kilometerlange Zäune, dass die Rentiere auf die Erdölfelder laufen. Auch Juri baut ständig neue Zäune. Wir helfen ihm, einen morsch gewordenen Zaun einzureißen und die Nägel zu recyceln, damit sich die Rentiere nicht die Hufe verletzen. Seit dem Sommer wohnt ein junger Chante, Fedja, auf dem Wohnplatz, der gegen ein wenig Geld bei den Bauarbeiten half. Jetzt trainiert er einige Rentiere für ein Schlittengespann. Die halbwilden Tiere müssen mühselig an das Geschirr und die Unterordnung unter den Willen des Menschen gewöhnt werden.





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