Dienstag, 18. November 2008

Landrechte und das Erdölfeld





Als Juri sich vor 16 Jahren die ersten Rentiere kaufte und aus dem Dorf auf das Land seiner Vorfahren zog wusste er, dass sich die Erdölfelder auch dorthin ausbreiten würden. Er erzählt uns, welche Wohnplätze und Grabstätten seiner Verwandten dort lagen, wo sich heute riesige Sandflächen auf dem Erdölfeld Povch ausbreiten, nachdem man Wald und Rentierflechten beseitigt hat. Die Regionalregierung rühmt sich offiziell, dass sie den Ureinwohnern Landrechte auf den Territorien der traditionellen Naturnutzung eingeräumt hat. Gleichzeitig geben die staatlichen Stellen Jagdlizenzen an die Stadtbewohner aus, die auf den Rentierweiden jagen gehen und auch mal aus Versehen das eine oder andere Rentier erlegen. Während seine Nachbarn Entschädigungen für die Zerstörung der Rentierweiden bekommen, hat sich Juri mit der Erdölfirma Lukoil überworfen. Er weigerte sich, seine Zustimmung für die Erschließung eines neuen Erdölfeldes zu geben. Die Lokalregierung verweigerte daraufhin die Bestätigung, dass Juri auf einem Territorium der traditionellen Naturnutzung wohnt. Juri besitzt wie die meisten der Rentierzüchter nur unbeglaubigte Kopien von Dokumenten, die ihn als Bewohner seines Landes ausweisen. Auf diese Weise halten sich die staatlichen Stellen die Möglichkeit offen, jederzeit Ureinwohnern die Nutzungsrechte für Land wieder zu entziehen, wenn es zu offenen Konflikten mit der Erdölindustrie kommt.

Keine Kommentare: